Der Jenaer Weinbau
Die Stadt Jena hat eine reiche Tradition als Weinbauernstadt. Bereits
vor ihrer Gründung um 1230 ist der Weinbau hier nachgewiesen und der Weinbau
ist es auch, der die Entwicklung der Stadt bis zum späten Mittelalter
maßgeblich bestimmt hat. Ohne den Weinbau hätte Jena sicher nicht die Bedeutung
erreicht, die 1558 zur Gründung der Universität geführt hat, die dann später
die Entwicklung der Stadt so positiv beeinflusst hat.
Die historischen
Wappen und Siegel der Stadt enthielten die Weintraube, die hier geprägten
Münzen zeigten Weintrauben, selbst die Grenzsteine der Jenaer Flur wurden mit
Weintrauben verziert. Das öffentliche Leben und die wirtschaftliche Entwicklung
waren mit dem Weinbau untrennbar verbunden. Zum
Namenspatron des Altars im Rathaus wählte der Stadtrat St. Urban. Mit Bedacht
hatten sie den heiligen Urban als Fürsprecher und Beschützer bestellt, ist er
doch der Schutzpatron der Winzer und Weinberge. Die Aufnahme ins Rathaus
kennzeichnet die Wertschätzung, derer sich der Beschützer des Weinbaues in Jena
erfreuen durfte.
Allein auf Jenaer Flur gab es zur Zeit des 15. bis 16. Jahrhunderts
rund 700 Hektar Weinberge, soviel wie heute im ganzen Anbaugebiet „Saale
Unstrut“. Nahezu alle Einwohner der Stadt hatten direkt oder indirekt mit dem
Weinbau zu tun, bzw. ihr Einkommen daraus. Über dem Weinbau wurde die übrige
Landwirtschaft vernachlässigt, so dass Nahrungsmittel und Futter für die Tiere
eingeführt werden mussten. 1673
schreibt der Stadtchronist Adrian Beier „Die Weinberge sind um Jena weiland so
gemein gewesen, dass man darüber des Ackerbaus vergessen hat.“ Die Weinkeller
in Jena waren in der Lage, insgesamt über 700.000 Liter aufzunehmen. Rechnet
man die Dörfer im Amtsbereich hinzu, sowie die fürstlichen und klösterlichen
Weinberge, kommt man auf eine Gesamtmenge von etwa 2,5 Millionen Liter Wein in
guten Jahren.
Jenaer Wein wurde weithin
exportiert. Zu den Abnehmern gehörten viele Städte im Umkreis von 100 km (nach
Norden zu noch weiter), die zum Teil sogar selbst Weinbau betrieben. Die
Gesamtmenge der Ausfuhren erreichte in guten Jahren wie 1540/41 etwa 532.000 Liter, also 710.000 normale Flaschen heutiger Zeit. Überliefert
ist z.B. von Luther und Melanchthon dass sie sich wiederholt Jenaer Wein nach
Wittenberg schicken ließen.
Durch verschiedene Ursachen rückte der
Weinbau in Jena ab dem 17. Jahrhundert in den Hintergrund. Die Weinberge
verfielen mehr und mehr, die Bürger hatten anderes Einkommen. Ab dem Ende des
19. Jahrhunderts gab es hier keinen Weinanbau mehr, von gelegentlichem
Haustrunk abgesehen.
Ein bescheidener Neuanfang war im Jahr 1978, als ein
kleine Gruppe Hobbywinzer begann, einen Weinberg in Zwätzen vom Gebüsch zu beseitigen
und neu aufzureben. Auch in anderen Teilen der Stadt folgten kleinere Anpflanzungen,
so z.B. am Jenzig und in Wöllnitz.
Professionellen Weinbau gibt es seit dem
Jahr 2010 wieder: Das Thüringer Weingut Bad Sulza hat bei Kunitz einige Hektar
Flächen mit Reben bestockt und will diese Anpflanzungen möglichst noch ausdehnen.
Aktuell (Herbst 2016) gibt es in und um Jena wieder über 10 Hektar Rebfläche.
Jena
wird wieder Weinstadt !